Aussaattipps

Das A & O – passende Anzuchterde

Wenn Sie normale handelsübliche Blumen bzw. Pflanzenerde zur Anzucht benutzen, dann schießen die Keimlinge in die Höhe und die schwachen Wurzeln vermögen die hochgeschossenen Stengel nicht zu halten. Spezielle Aussaaterde oder Anzuchterde ist im Gegensatz zur normalen Erde ein möglichst nährstoffarmes bzw. nährstoffkontrolliertes, steriles und feinkrümeliges, wasserdurchlässiges Substrat. So müssen die Pflänzchen die Erde kräftig durchwurzeln, um genug Nährstoffe zu bekommen. Die Samen selbst bringen erst einmal genügend Nährstoffe für die erste Keimzeit mit.

TIPP: Aussaaterde selber machen

Welches Saatgut habe ich?

Neben der Aussaaterde bedürfen alle Pflanzen das richtige Licht für die Keimung. Unterschiedliche Pflanzenarten brauchen unterschiedliche Lichtintensitäten beziehungsweise -spektren, die als Startschuss für die Keimung dienen. Dementsprechend werden die Pflanzen in zwei Gruppen von Keimungstypen unterteilt: in Dunkelkeimer und Lichtkeimer.

Unter den Wildpflanzen zum Beispiel sind sehr viele Lichtkeimer. Deshalb keimt ein Samen, der einfach auf der Erdoberfläche liegt, meist sofort. In Dunkelheit, in tiefer liegenden Erdschichten, können dieselben Wildkrautsamen jahrelang überdauern. Wird das Beet bearbeitet oder umgegraben, gelangen sie an die Oberfläche und beginnen bei Licht zu keimen.

Aussaat von Lichtkeimern

  • Saubere Töpfe oder Anzuchtgefäße mit Anzuchterde füllen und mit viel Wasser schwemmen. Genügend Zeit warten, damit das überschüssige Wasser ablaufen kann.
  • Samen mit Abstand von etwa 2 cm auf der Anzuchterde aussäen und leicht andrücken, um den Kontakt zur Erde herzustellen
  • Eine dünne Schicht aus Sand oder feinster Erde auftragen, um Schimmelrisiko zu minimieren (maximal so dick wie der Samen selbst)
  • Töpfe bzw. Anzuchtgefäße mit Folienhaube abdecken, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen
  • Wichtig ist ein heller Standort, aber keinesfalls direkte Sonne

Das Entscheidende bei der Aussaat von Lichtkeimern ist, dass die Samen genug Licht im kurzwelligen Bereich erreicht. Individuell muss dann natürlich je nach Art auf die Keimtemperatur und den Zeitpunkt der Aussaat geachtet werden. Auch die Keimdauer der ausgebrachten Samen kann sich erheblich unterscheiden. So gibt es Pflanzenarten, bei denen die ersten Samen schon nach einigen Tagen keimen und andere, bei denen man unter Umständen mehrere Wochen auf den ersten Keimling warten muss. Bei Kaltkeimern brauchen sie sogar erst einmal richtigen Frost und werden erst nach dem nächsten Winter keimen.

Vorbehandlung von Kaltkeimern

Bei dieser Methode wird die Samenruhe mithilfe des Kühl- oder Gefrierschranks gebrochen. Kaltkeimer werden hier einige Wochen eingelagert und können anschließend wie gewohnt zum Keimen gebracht werden. Beachten Sie hierbei, dass die Samen zunächst ein bis zwei Wochen lang im warmen Wasser quellen müssen, denn trockene Samen werden auch nach einer Kältebehandlung kaum keimen. In der Regel benötigen Samen von Kaltkeimern Temperaturen zwischen -4 und 4 °C und 3 – 12 Wochen Kältebehandlung (Stratifikation)

Aussaat von Dunkelkeimern

  • Saubere Aussaatschale oder Topfpalette mit Anzuchterde füllen und von unten wässern, bis sich die Erde gut vollgesogen hat; überschüssiges Wasser ablaufen lassen
  • Samen aussäen
  • Samen mindestens doppelt so tief in Erde setzen, wie die Samen groß sind
  • Anzuchtschale mit Folienhaube oder Glasscheibe abdecken
  • Schattiger Standort

Weiteres Vorgehen bei Licht- und Dunkelkeimern

  • Die Erde immer feucht, aber nicht nass halten. Am besten einen Wasserzerstäuber dazu nutzen, da die Samen so nicht weggeschwemmt werden.
  • Ab der Keimung der Samen die Folienhaube einmal am Tag zum Lüften und Akklimatisieren entfernen
  • Pikieren und in kleine Töpfe umpflanzen kann man die Jungpflanzen etwa ab Bildung des zweiten Blattpaars. Diese Töpfe anfangs auch mit Folienhaube abdecken.

Vorsicht ist bei der Aussaat im Freien in Töpfen oder direkt ins Beet auch angesagt, weil Vögel das Saatgut fressen oder es vom Wind verweht wird. Hier hilft eine perfo­rierte Folie oder ein dünnes Vlies über der Aussaatfläche weiter, bis sich Triebe zeigen und diese ausrei­chend stark und abwehr­fähig sind.

Etwas Theorie: Die Photo­morpho­genese

Bota­nisch gesehen unter­scheiden sich Licht- von Dunkel­keimern in ihrer Photo­morpho­genese, also dem Umstand, dass unter­schied­liche Keimer verschie­dene Licht­wellen benötigen, um Triebe auszu­bilden.

Lichtkeimer benötigen für die Keimung Licht mit einer hohen Intensität im Bereich von Blaulicht oder hellrotem Licht. Die Samen sind meist sehr klein und enthalten daher wenig Speicherstoffe, die dem Sämling bei der Keimung als Energiequelle dienen. Wenn sie nicht genügend Licht erhält, wäre die kleine Pflanze bei der Keimung dementsprechend nicht stark genug, um sich durch eine Erdschicht zu kämpfen. Die Samen fangen daher, wenn sie unter der Erde im Dunkeln liegen, gar nicht erst zu keimen an. Aus diesem Grund werden Samen von Lichtkeimern auf der Erde ausgesät. (…)

Bei Dunkelkeimern sieht das Ganze anders aus: Die Samen sind in der Regel groß und dick. Demnach sind sie prall gefüllt mit Reservestoffen für einen kräftigen Austrieb. Eine auf ihnen befindliche Erdschicht stellt kein Problem dar. Ganz im Gegenteil, die Erdschicht filtert beziehungsweise dimmt das Licht. Das ist nötig, damit bei den Samen von Dunkelkeimern der Keimprozess gestartet wird. Die Samen werden daher bei der Aussaat in die Erde gedrückt, allerdings nur so tief, dass noch genug kurzwelliges Licht zu den Samen gelangen kann. (…)

https://www.plantura.garden/gruenes-leben/wissen/lichtkeimer-und-dunkelkeimer