Die Eberraute (Artemisia abrotanum) ist durch ihr filigranes Laub und ihren angenehmen, zitronigen Duft eine wahre Bereicherung für jeden Garten. Wingrusch oder Abergunst von alters her im Bergischen genannt, ist schon lange in unseren Breiten bekannt. Ursprünglich stammt sie aus den Mittelmeerländern, sie ist aber schon seit Jahrhunderten in nahezu allen europäischen Gärten zu finden. Im Mittelalter wurde sie von reisenden Mönchen mit in die Klostergärten gebracht und als Heilpflanze genutzt. Von dort zog sie dann später in die Bauerngärten ein.
Als altes Gewürz- und Heilkraut ist sie unter vielen Namen, die sich von ihrer Wirksamkeit herleiten, bekannt. In Frankreich war sie volkstümlich bekannt als „garderobe“, dank ihrer Wirkung gegen Kleidermotten. In England wurde die Eberraute als Aphrodisiakum genutzt und trug den Namen „Maidens ruin“ (Jungfernruin).
Der kleine verholzte Strauch wird knapp einen Meter hoch und kommt in unseren Breiten nur selten in sehr warmen Sommern zur Blüte. Die gelblichen Blüten sind klein und unscheinbar, attraktiver dagegen ist das graugrüne Laub mit seinem angenehmen Geruch.
Die Eberraute stammt aus der Familie der Korbblütler und ist somit verwandt mit Wermut, Beifuss und Estragon. Wie ihre Verwandten wirkt sie Magen stärkend und beruhigend auf den Verdauungstrakt, sollte aber nur in sehr kleinen Mengen verwendet werden, da sie sonst sehr bitter schmeckt und auch nicht mehr gesundheitsfördernd ist.
Im Garten liebt die Eberraute einen sonnigen, leicht nahrhaften Standort.
Leider erfrieren die zarten Blättchen im Winter. Im Frühjahr sollte der Strauch stark zurück geschnitten werden, um wieder kräftig austreiben zu können. Den Pflanzenschnitt kann man direkt wieder in den Boden stecken, um neue Pflanzen zu ziehen. Die Eberraute ist in der Vermehrung ganz unproblematisch, da sie sehr schnell Wurzeln treibt. In feuchtem Boden wurzelt sie sofort. Sie kann aber auch erst in Wasser gestellt werden, um Wurzeln zu bilden. Sind viele Stecklinge vorhanden, so lässt sich die Eberraute zu einer Hecke pflanzen. Zwar muss diese häufiger als eine Buchshecke geschnitten werden, aber der Duft der sich verbreitet, wenn sie an den kleinen Beeteinfassungen und Hecken der Eberraute vorbeigehen, entschädigt für die Mühe.
Marianne Frielingsdorf, Mitglied der Bergischen Gartenarche, berichtet über die Eberraute:
„Im Garten meiner Großmutter stand immer ein Eberrautenstrauch. Ich erinnere mich sehr gut, wie ich mich schon als Kleinkind zu dieser Duftpflanze hingezogen fühlte. Mit den Fingern verrieb ich einige Blättchen um daran zu „schnüffeln“. Noch heute weckt die Eberraute schöne Kindheitserinnerungen in mir.
Auch nahm meine Großmutter ein Zweiglein mit in die Kirche. Darüber habe ich mich immer sehr gewundert und ich machte mir Gedanken darüber: Nahm sie die Eberraute mit, um den Geruch des Sitznachbarn zu überdecken, der gerade aus dem Stall kam?
In einem alten Buch fand ich eine andere Erklärung: Man roch in der Kirche an dem Eberrautenzweig, um sich während der langen Predigt wach zu halten. Sie sollte mit ihrem kampferartigen Duft eine aufmunternde Wirkung auf die Kirchgänger haben.
Für mich selbst ist die Eberraute eine wichtige Pflanze, um sie in Blumensträuße ein zu binden. Wenn ich solch einen Strauß verschenke, duftet er nicht nur beim Überreichen sondern auch noch lange in der Vase.“
Nicht zuletzt sollte erwähnt werden, dass die Eberraute ein wirksames Mittel gegen Motten, Insekten und sonstiges Ungeziefer ist. So können sie z. B. einige Zweige in das Kissen des Katzenkörbchens geben.